L-Triebwagen
1946 begannen die Planungsarbeiten zur Konstruktion eines modernen Trambahnwagens für München. Unter Direktor Dr. Julius Ulsamer (1947-50) entschieden sich die Verkehrsbetriebe für Lenkdreiachser, was sich auf die nächsten Fahrzeugbeschaffungen bereits auswirkte (M/m-Serie). Die Firma Westwaggon in Köln stellte die 1933 in der Schweiz entwickelten dreiachsigen Lenkgestelle her. Bei diesem werden die beiden über mittlere Drehzapfen schwenkbaren Endachsen von der mittleren Laufachse, mit der sie über Deichseln verbunden sind, in Kurven radial eingestellt. Die kaum belastete Mittelachse ist frei beweglich und hat keine Verbindung zum Wagenkasten. Es werden akzeptable Laufeigenschaften erzielt, wobei jedoch bei geringem Spurspiel, bei Verschleiß bzw. bei größerem Tempo ein Schaukeln eintritt. Die Verwendung dreiachsiger Lenkgestelle ermöglicht eine preisgünstige Konstruktion von Großraumwagen. Es hat gegenüber Drehgestellwagen den Vorteil, dass letztere wegen des höheren Hüllraumbedarfs entweder eine sehr teuere Anpassung des Gleisnetzes oder eine Verdopplung der Begegnungsverbote erfordert hätten. Drehgestellwagen waren mit ihren üblicherweise vier Motoren in Kauf und Unterhalt zudem teurer als zweimotorige Lenkdreiachser.

Drei motorisierte Lenkgestelle wurden von Westwaggon hergestellt und 1946/47 in die Aufbauten der nach Köln gesandten F- Triebwagen 632, 636 und 630 eingebaut. 1948 begann die Erprobung in München, zu der sie neue Nummern bekamen: Triebwagen 748, 749  und Beiwagen 761, bei dem die Verkehrsbetriebe versuchsweise Motoren und Fahrschalter ausbauten. Im Juli 1949 wurde Wagen 761 zum Triebwagen umgebaut. Alle drei Wagen erhielten die Typenbezeichnung L1.61. Um festzustellen ob die Dreiachser auf dem Münchner Gleisnetz bestehen, wurden sie auf Linie 4 erprobt, weil hier in der Wendeschleife Hanauer Straße eine der engsten Kurven zu durchfahren war. 1953 wurden die Wagen durch den Einbau der alten Maximum-Drehgestelle wieder zu F-Triebwagen 632, 636 und 630.

Triebwagen L1.61, Beiwagen L1.61 (bis 7/1949)
Nummer 761-763 (bis März 1949 747-749)
Fahrzeugart Dreiachsige Tw (Versuchs-Lenkdreiachser)
Anzahl 3 (davon 1 Bw bis 7/1949)
Baujahr 1946-48 (1929/30)
Motoren/Leistung 2x40 kW (55 PS)
Länge 10,60 m
Hersteller Hawa, Hannover
Elektrische Ausstattung Bergmann Elektrizitäts-Werke, Berlin
Fahrgestell Westwaggon, Köln
Kapazität 26 Sitz- und 39 Stehplätze
Ausmusterung 1953
Bemerkungen Aus F-Tw Nr. 630, 632 und 636 umgebaut zu Lenk-Dreiachser, Tw Nr. 630 bis 7/1949 Beiwagen, 1953 wieder zu F-Wagen 630, 632 und 636 umgebaut.


Update 15.02.2009